Umgang mit Trauer und Abschied finden
Sterben und Tod lösen bei den meisten Menschen Gefühle von Unsicherheit und Hilflosigkeit aus. Wie begegne ich den Betroffenen in ihrer Trauer? Finde ich die richtigen Worte? Wie kann ich in dieser schweren Zeit Trost spenden und helfen? All diese Fragen beschäftigen auch die ehrenamtlichen Übungsleitenden der Sozialen Arbeit mit älteren Menschen beim DRK-Wetzlar. Antworten erhielten sie im Gespräch mit Silke Kuhl, Pflegefachkraft im Hospiz Mittelhessen in Wetzlar. Diese war als Gast zu einer der regelmäßig stattfindenden Teambesprechungen eingeladen.
Kuhl arbeitet seit vielen Jahren im Hospiz Mittelhessen. Ihre Arbeit ist geprägt von Wertschätzung, guten Erinnerungen, bewegenden Momenten, großen Emotionen und Dankbarkeit. Im Folgenden ging es dann auch um Gefühle - diese wahrzunehmen und offen über sie zu sprechen. „Der Umgang mit Tod und Sterben ist uns zunehmend fremd geworden und wir sind ihn nicht mehr gewohnt“, berichtet Kuhl aus ihren Erfahrungen. Berührungsängste könnten dabei so stark und überfordernd sein, dass sie Begegnungen verhindern. Umso wichtiger ist es, sich dem Thema und der eigenen Hilflosigkeit zu stellen. Dies mache es leichter auf andere zuzugehen und die Trauer zu verarbeiten. „Seid echt – lasst euer Herz sprechen“, ermuntert sie die Gesprächsrunde. Floskeln würden die Betroffenen eher als unpassend empfinden. Sie empfahl weiterhin, Trauerkarten nicht formell, sondern vielmehr persönlich zu gestalten. Wie wurde die Person im Leben wahrgenommen, gab es besondere, gemeinsame Erlebnisse? Wichtig sei auch, sich die eigene Ohnmacht einzugestehen, wenn es keine Worte für den Verlust eines Menschen gibt. Manchmal brauche es auch keine Worte, sondern vielmehr einen Händedruck oder eine Umarmung, führte Kuhl weiter aus. Kinder seien im Umgang mit Trauer und Tod offener, ergänzt sie.
Für die Trauerarbeit in den Gruppen und Kursen der Übungsleitenden brachte Kuhl Beispiele aus der Hospizarbeit mit. Sie regte an, der Trauer Zeit und Raum zu geben und sie sichtbar zu machen. Dabei könnten Rituale helfen. Denkbar sei zum Bespiel eine Zeit der Stille zu Beginn der Gruppenstunde oder der Austausch von gemeinsamen Erinnerungen und Erlebnissen mit den Verstorbenen. Eine Kerze oder eine schöne Blume drücke Wertschätzung den Verstorbenen gegenüber aus, könne sie symbolisch in die Mitte der Gemeinschaft holen und so als Teil dieser präsent halten: „Ihr geht nicht vergessen“. Ein „Erinnerungsbuch“ mit Namen, Geburtsdatum und Todestag der Verstorbenen könne individuell gestaltet werden, zum Beispiel mit Bildern von gemeinsamen Erlebnissen. Auch beschriftete Erinnerungssteine drückten die Wertschätzung gegenüber den Verstorbenen aus. Die Möglichkeiten seien vielfältig, beendet Kuhl die Gesprächsrunde und bestärkte die Teilnehmenden in der Trauerarbeit ihre eigene Ausdrucksform zu finden und authentisch zu sein.